In Gewahrsam unter dem Gesetz!

Quelle: https://escapetoreality.org/2024/07/18/kept-in-custody-under-the-law/

Und das Gleichnis von den Gefängniswärtern

Wenn du siehst, dass in der Bibel das »Gesetz« erwähnt wird, was kommt dir in den Sinn? Vielleicht denkst du, mit »Gesetz« sei das Gesetz des Mose gemeint.

Wenn das so wäre, könntest du Teile des Neuen Testaments als »nicht für mich« zurückweisen. Du könntest denken: „Das Gesetz wurde den Juden gegeben. Ich bin kein Jude. Das ist nichts für mich.“

Und du hättest größtenteils recht. Das Gesetz ist nicht für dich. Wir stehen unter der Gnade, nicht unter dem Gesetz. Wir sind für das Gesetz gestorben, damit wir für Gott leben können.

Aber es wäre ein Fehler, alle Aussagen über das Gesetz als nur für Juden abzutun. Bedenke diesen Vers:

In Wirklichkeit jedoch – das zeigt die Schrift – ist die ganze Menschheit der Sünde unterworfen und wird von ihr gefangen gehalten. Denn Gottes Zusage soll sich ausschließlich auf der Grundlage des Glaubens an Jesus Christus erfüllen; was er versprochen hat, sollen die erhalten, die ihr Vertrauen auf Christus setzen.
Doch bevor die Zeit des Glaubens begann, wurden wir alle zusammen unter der Aufsicht des Gesetzes in Gewahrsam gehalten; unsere Gefangenschaft sollte erst ein Ende haben, wenn Gott uns den Weg des Glaubens eröffnen würde.
Galater 3,22–23; Neue Genfer Übersetzung,  2011

In diesem Textabschnitt geht es nicht um die Juden, sondern um alle Menschen. Es war einmal, dass die Menschheit von der Sünde gefangen war und vom Gesetz in Gewahrsam gehalten wurde. In diesem Zusammenhang bezieht sich das »Gesetz« auf das universelle Gesetz von richtig und falsch, auch bekannt als die »Erkenntnis von Gut und Böse«.

Gesetz 1.0 – Das Gesetz von richtig und falsch

Nachdem Adam vom verbotenen Baum gegessen hatte, wusste er, dass er Unrecht getan hatte, denn er hatte das Wissen über Gut und Böse erlangt. Er hatte eine Basisversion des Gesetzes, wie wir alle. Das Gesetz von richtig und falsch ist fest im Herzen jedes Menschen verankert:

Durch ihr Verhalten zeigen sie [die Heiden], dass Gottes Gesetz in ihr Herz geschrieben ist, denn ihr eigenes Gewissen und ihre Gedanken klagen sie entweder an oder bestätigen, dass sie das Richtige tun.
Römer 2,15; Neues Leben. Die Bibel,  2017

Als Josephs Brüder ihn in die Sklaverei verkauften, beschrieben sie ihre Taten mit Worten wie: böse, Sünde, Untat (1. Mose 50,15–17). Es war nicht das Gesetz des Mose, das sie verurteilte – das ja erst 400 Jahre später kam –, sondern das Gesetz von richtig und falsch.

Das in die Herzen der Sünder geschriebene Gesetz vermittelt die Erkenntnis von Gut und Böse. Es bringt jeden Mund zum Schweigen und macht die ganze Welt Gott gegenüber verantwortlich (Römer 3,19).

Als Sünder weißt du, wenn du etwas Böses getan hast, weil dich dein Gewissen durch das Gesetz von richtig und falsch verurteilt.

Gesetz 2.0 – Das Gesetz des Mose

Dann kommen wir zum Gesetz des Mose, das sich auf die Gebote, Verordnungen und zeremoniellen Bräuche bezieht, die der Nation Israel gegeben wurden (Josua 8,3;
1. Johannes 1,17; 7,19).

Das Gesetz des Mose ist eine erweiterte Version des universellen Gesetzes von richtig und falsch. Es ist das Gesetz 2.0 in dem Sinne, dass es Grenzen zieht und Strafen für unangemessenes Verhalten vorschreibt.

Stell dir ein Gefängnis mit zwei Gefängniswärtern vor. Der erste Wächter ist ein schüchterner Kerl, der zweite dagegen ist ein Schläger. Spurst du nicht, wird der erste Wächter dir vielleicht etwas in dein Ohr flüstern, aber der zweite Wächter wird gleich auf dich einschlagen.

Das beschreibt Paulus in Galater 3. Wir alle befanden uns im Gefängnis der Sünde und wurden unter dem Gewahrsam des Gesetzes festgehalten. Aber das Gesetz, das die Juden bewachen sollte, war ein strengeres Gesetz. Sie haben den Schlägertyp erwischt. Aber dieser Rambo war ein Segen für die Juden, denn er weckte in ihnen die Sehnsucht nach einem Befreier.

Gesetz 3.0 – Die Bergpredigt

Die Zehn Gebote waren zehn grelle Scheinwerfer, die das Gefängnis der Juden ausleuchteten und ihr Bedürfnis nach einem Erretter sichtbar werden ließ. Aber die religiösen Führer dimmten das Licht, indem sie ein unvollständiges Gesetz predigten. Als das gnadenlose Gesetz nicht mehr ständig auf sie einschlug, begannen die Juden, es sich im Gefängnis bequem zu machen.

Dann kam Jesus dazu.

In der Bergpredigt verschärfte der Herr das Gesetz und machte es überwältigend.

»Ihr wisst, dass es heißt: ›Du sollst nicht die Ehe brechen!‹
Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau mit begehrlichem Blick ansieht, hat damit in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.«
Matthäus 5,27–28; Neue Genfer Übersetzung,  2011

Jesus predigte ein Gesetz, das noch rigoroser war als das Gesetz des Mose. Er führte den fiesesten Gefängniswärter von allen ein. Wenn Wärter Nr. 2 dich wegen Ehebruchs geschlagen hat, hat Wärter Nr. 3 auf dich eingeprügelt, nur weil du daran gedacht hast.

Jesus predigte das Gesetz 3.0 den Menschen, die unter dem Gesetz 2.0 leben, damit wir alle, auch diejenigen, die unter Gesetz 1.0 leben, erkennen, dass wir Rettung brauchen.

Was ist der Gewahrsam des Gesetzes?

Das Gesetz – wie auch immer du es nennst – sagt dir, dass du ein Gesetzesbrecher oder Sünder bist, der Errettung braucht. Das Gesetz ist nicht dein Freund; es ist dein Gefängniswärter. Er beschimpft und verurteilt dich gnadenlos, denn das ist seine Aufgabe.

So ist das Gesetz zu unserem Aufpasser geworden, bis hin zu Christus, damit wir aus Glauben gerecht würden.
Galater 3,24; Zürcher Bibel, 2007

Von wem ist hier die Rede? Von jedem. Von uns allen. Bevor der Glaube kam, wurden wir alle unter dem Gesetz in Gewahrsam gehalten (siehe Vers 22).

Aber das war damals und heute ist heute. Jesus ist gekommen und wir brauchen kein Gesetz mehr. Wir brauchen kein jüdisches Gesetz, und wir brauchen kein christliches Gesetz. Wir, die wir zu Jesus gekommen sind, stehen nicht mehr unter dem Gewahrsam des Gesetzes (siehe Römer 10,4).

Welchen Wert hat daher das Gesetz für den Glaubenden? Es hat überhaupt keinen Wert. Das Gesetz ist für Gefangene und in Christus sind wir frei.

Wir danken Gott für das Gesetz, das uns zu Jesus führt, aber wir danken ihm noch mehr dafür, dass wir, wenn wir in Jesus sind, nicht mehr unter dem Gewahrsam des Gesetzes stehen.



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