Stehen die Heiden unter dem Gesetz?

Quelle: https://escapetoreality.org/2024/06/20/are-the-gentiles-under-the-law/


Waren sie jemals?

Stehen die Heiden unter dem Gesetz? Waren die Heiden jemals unter dem Gesetz?

Deine Antworten auf diese Fragen hängen davon ab, was du unter »Gesetz« verstehst. Meine Antworten auf diese Fragen lauten „Nein, mit einem Aber“ und „Irgendwie ja, es kommt darauf an.“

Das »Gesetz« fasziniert mich, weil jeder Menschen mit diesem Wort etwas anderes verbindet. In meinem Artikel: „Was meint die Bibel mit »Gesetz«?“, weise ich auf nicht weniger als 12 Arten von Gesetzen hin, die in der Bibel erwähnt werden. Dazu gehören das »königliche Gesetz«, das »Gesetz Christi«, und das »Gesetz der Freiheit«.

Meistens bezieht sich die Erwähnung von »Gesetz« auf das »Gesetz des Mose« oder auf die Gebote, Verordnungen, Strafen und zeremoniellen Bräuche, die der Nation Israel durch Mose gegeben wurden (Josua 8,31; Johannes 1,17). Das »Gesetz des Mose« wird manchmal als das »Gesetz der Gebote« (Epheser 2,15) oder als das »Gesetz der Juden« (Apostelgeschichte 25,8) bezeichnet.

Wenn jedoch nicht zwischen den verschiedenen Arten der Gesetze unterschieden wird, kann dies zu Verwirrung und Konflikten führen. Ich will dir ein Beispiel geben. Wenn ich sage: „Wir stehen nicht mehr unter dem Gesetz“, kann ich fast garantieren, dass ich zwei Antworten bekomme.

Zum einen werde ich von denen hören, die mir sagen, dass das Gesetz ein Leitfaden ist, der uns hilft, ein heiliges Leben zu führen. Mit anderen Worten: Diese Leute ziehen das Gesetz dem Heiligen Geist vor und wandeln lieber »im Fleisch« als »im Glauben«.

Dann werde ich auch von denen hören, die sagen, dass die Heiden (d. h. das sind die meisten von uns) von Anfang an nie unter dem Gesetz standen, und das ist sowohl richtig als auch falsch. Das ist richtig, wenn du das »Gesetz des Mose« im Sinn hast, aber falsch, wenn du dich allgemein auf das »Gesetz« beziehst.

Warum müssen wir über das Gesetz reden?

Ich habe darüber in letzter Zeit nachgedacht, weil ich gerade »Die Gnadenbibel: Galater« zu Ende geschrieben habe. (Das Buch erscheint in ein paar Wochen, danke der Nachfrage.)

Wie wir alle wissen, spricht Paulus in seinem Brief an die Galater ausführlich über das »Gesetz«. Er warnt uns, damit wir uns vom Joch des Gesetzes fernzuhalten. Stelle dich unter das Gesetz, und du wirst nicht mehr im Glauben wandeln.

Während ich mein Buch schrieb, habe ich erfahren, dass manche Leute den Galaterbrief als unbedeutendes jüdisches Dokument abtun. (Ganz abgesehen davon, dass die Galater überwiegend Heiden waren.) Sie hören, dass Paulus über das Gesetz spricht, und denken: „Ich stand nie unter dem »Gesetz des Mose«, also ist der Galaterbrief nicht für mich.“

Ein großer Fehler.

Ein Satz aus dem Film »Die üblichen Verdächtigen« aus dem Jahr 1996 fällt mir ein:

Der größte Trick, den der Teufel je gebracht hat, war, die Welt glauben zu lassen, es gäbe ihn gar nicht. Und einfach so … ist er weg.

Wenn das der größte Trick des Teufels ist, könnte sein zweitgrößter Trick darin bestehen, uns davon zu überzeugen, dass das Gesetz für uns keine Gefahr darstellt. Und alle Warnungen davor – einschließlich des Briefs an die Galater – können als unbedeutendes alttestamentliches Zeug abgetan werden.

Um zu erkennen, wie gefährlich das ist, müssen wir das »Gesetz« von der Bibel her verstehen, um dann zu sehen, was Paulus in seinem bekannten Brief dazu sagt.

Von welchem ​​Gesetz reden wir?

»Gesetz« bezieht sich auf Regeln oder Vorschriften, die einen gewissen Standard für das »richtige« Leben festlegen. Wenn Paulus im Galaterbrief vom Gesetz schreibt, bezieht er sich normalerweise auf das »Gesetz des Mose« (z. B. Galater  3,17), aber nicht immer (z. B. Galater 6,2).

Das »Gesetz des Mose« wurde ausschließlich den Juden gegeben und am Kreuz erfüllt, aber es gibt ein umfassenderes Gesetz, das uns alle betrifft – das Gesetz von Gut und Böse. Dies ist das Gesetz, das wir bekamen, als unsere Vorfahren vom verbotenen Baum aßen.

Nachdem Adam gesündigt hatte, »wusste« er, dass er Unrecht getan hatte. Woher wusste er das? Er hatte die Erkenntnis über Gut und Böse erworben. Er hatte das »Gesetz«, wie wir alle.

Im weitesten Sinne ist das »Gesetz« ein universeller Zwang, der uns durch unser Gewissen leitet und manchmal verurteilt. Deine jeweilige Gesetzesauswahl ist dein persönlicher Moralkodex, der auf den Zehn Geboten, auf Jesus Lehren, auf Traditionen deiner Glaubensrichtung, auf deiner Kultur oder auf allem, was deine Eltern dir beigebracht haben, gegründet sein kann.

Zur Klarstellung: »Das Gesetz« ist universell, während sich das »Gesetz des Mose« auf eine bestimmte Reihe von Geboten und Verboten bezieht, die Israel gegeben wurden. Wenn die »Erkenntnis von Gut und Böse« eine Art Naturgesetz ist, das in unserem Gewissen gespeichert wurde, dann ist das geschriebene »Gesetz Moses« das Gesetz 2.0. Es ist eine erweiterte Version des Gesetzes von Gut und Böse.

Mit dieser Unterscheidung im Hinterkopf werfen wir einen kurzen Blick auf das, was Paulus im Galaterbrief sagt.

Zwei Arten von Gesetzen

Wenn Paulus sagt: „Die Schrift hat alles unter der Sünde eingeschlossen“ (Galater 3,22), dann meint er das auch so »alles«. Und wenn er im nächsten Vers sagt: „Ehe aber der Glaube kam, waren wir unter dem Gesetz verwahrt und eingeschlossen“ (Galater 3,23), dann meint er immer noch alle.

Das Urteil der Bibel lautet, dass jeder, ob Jude oder Nichtjude, Gefangener der Sünde und unter die Elemente der Welt versklavt war (Galater 3,22; 4,3). Unsere Gefangenschaft war unter dem Gesetz. Das bedeutet, dass das Gesetz wie ein Aufseher oder Gefängniswärter handelte.

Wir alle konnten zwischen richtig und falsch unterscheiden, weil die Erkenntnis von Gut und Böse in uns verankert ist. Dies ist das Gesetz, das fest im Herzen jedes Menschen verdrahtet ist (Römer 2,14–15). Dieses Gesetz bringt jeden Mund zum Schweigen und macht die ganze Welt Gott gegenüber verantwortlich (Römer 3,19).

Um zusammenzufassen:

  • Du stehst nicht unter dem Gesetz des Mose und warst es auch nie.
  • Die gefallene Menschheit lebt unter dem universellen Gesetz von Gut und Böse.
  • Viele Kirchen erlassen zusätzliche Gesetze, die den Kirchenbesuch, Spenden, moralisches Verhalten, Kleiderordnung, Haarlänge, Ernährungsbeschränkungen, spirituelle Disziplinen, eheliche Pflichten, Frauen im Amt, Musikhören, die Teilnahme an der Kommunion, die Beichte usw. regeln.

Ich hoffe, du kannst erkennen, dass »das Gesetz« viel allgegenwärtiger ist, als wir denken. Jeder von uns wurde mit einem Moralkodex der einen oder anderen Art geboren, und einige Religionen (z. B. das Judentum) und Kirchen fügen ihre eigenen Gesetze hinzu.

Was sagt die Bibel also zu all diesem »Gesetz«?

Das »Gesetz«, was auch immer du darunter verstehst, ist kein Ersatz für den Geist, der in uns wohnt. Das Gesetz hat in der neuen Schöpfung keinen Platz. Wir sind dazu berufen, im Glauben zu wandeln, was bedeutet, dass wir uns nicht auf unsere Werke des Gesetzes verlassen dürfen.

Warum wir Galater brauchen

In seinem erstaunlichen Brief stellt Paulus sieben großartige Behauptungen über das Gesetz auf:

  • Das Gesetz kann dich nicht gerecht machen (Galater 3,11).
  • Das Gesetz kann kein Leben verleihen (Galater 3,21).
  • Das Gesetz offenbart unsere Gefangenschaft unter der Sünde und unser Bedürfnis nach einem Retter (Galater 3,19–24).
  • Jetzt, da Jesus gekommen ist, brauchen wir das Gesetz nicht mehr (Galater 4,4–5).
  • Als Glaubende sind wir dem Gesetz gegenüber gestorben und frei von seinen Zwängen (Galater 2,19).
  • Das Gesetz hat keinen Anspruch auf diejenigen, die vom Geist geleitet werden (Galater 5,18).
  • Wenn du dich auf den Geist der Gnade verlässt, bist du wirklich frei vom Gesetz (Galater 5,23).

Der Galaterbrief ist ein Ratgeber für die neue Schöpfung. Er warnt uns nicht nur vor den Gefahren, die mit dem Leben unter irgendeinem Gesetz einhergehen, sondern er lehrt uns auch, wie wir auf dem neuen Weg des Geistes wandeln können.

Gläubige, die den Galaterbrief als „nichts für mich“ abtun, machen einen schrecklichen Fehler.



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