Ich muss etwas gestehen. Ich mag Gangsterfilme. Alles, was ich über das organisierte Verbrechen weiß, habe ich durch Filme wie diese gelernt: »Der Pate«, »Die Unbestechlichen« und »Der Weg ins Verderben«.
Wenn mir diese Filme eines beigebracht haben, dann, dass Erfolg in der kriminellen Unterwelt Hingabe, Einsatz und jahrelange, unerschütterliche Loyalität erfordert. Das habe ich von einem meiner Lieblingsfilm-Gangster, Lefty Ruggiero, im Film von 1997 gelernt – »Donnie Brasco«:
Seltsamerweise ist dies die Art und Weise, wie manche Menschen ihre Zukunft in Gottes Reich sehen.
Sie glauben, wenn sie dem Herrn jahrelang treu dienen, werden sie eines Tages, wenn die Bücher geöffnet werden, berufen und als vollwertige Mitglieder in die Familie Gottes aufgenommen. Sie werden befördert und als »gemachter Mann« anerkannt, als einer von Gottes Führern.
Das wäre gan lustig, wenn diese Denkweise nicht viele unserer Brüder und Schwestern versklavt hätte. Wie Lefty warten sie auf einen Anruf, der nie kommt.
Im Film besteht Leftys Tragödie darin, dass er jahrelang ein treuer Soldat war, aber nie von den Kapitänen wahrgenommen wurde. Deshalb ist er frustriert und verbittert. Er fühlt sich ausgenutzt und übergangen. Genauso würde man sich fühlen, wenn man sein Leben einem System gewidmet hätte, das die jahrelangen Dienste nicht belohnt.
Kommt dir das bekannt vor?
Von Menschen geschaffene Religion verspricht Aufstieg, um die Freien zu versklaven. Religiöse Gangster sagen: »Arbeite hart, benimm dich anständig, und vielleicht wirst du eines Tages aufgerufen, anerkannt und belohnt.« Anders ausgedrückt: Du musst dich beweisen und dienen, wenn du zu denen gehören willst, die…
Das ist eine der Fragen, die zu Spaltungen und Debatten führen können. Fragt man einen Theologen: »Wie werde ich von Jesus berufen?«, bekommt man womöglich einen langen Vortrag über Prädestination, zuvorkommende Gnade und die Teilnahme an den Sakramenten zu hören. Gähn.
Die Wahrheit ist viel einfacher. »Die von Jesus Berufenen« sind die Glaubenden. Das ist alles.
Im Neuen Testament finden sich zahlreiche Hinweise auf »die Berufenen«. Es handelt sich dabei nicht um einen elitären Kreis von Superchristen. »Die Berufenen« ist schlichtweg eine andere Bezeichnung für die Mitglieder von Gottes Familie.
Hast du Gottes Ruf gehört? Hier ist er:
Falls du Gottes Ruf bisher nicht vernommen hast, nun hast du es. Es war mir eine Freude.
Manche Menschen sagen gern, sie hätten Gott gefunden. Treffender wäre es zu sagen, sie haben auf seinen Ruf reagiert. Sie hörten das Evangelium – den Ruf von Jesus – und antworteten im Glauben.
Zu lange schon leidet die Welt unter der Lüge, Gott berufe nur wenige Auserwählte. Das stimmt nicht. Durch das Evangelium ruft Gott uns alle zu sich, Juden wie Heiden. Paulus steht auf dem Areopag in Athen und ruft den Leuten zu:
Gottes Ruf ist universell. (Falls du dies in der Bibel nachlesen möchtest, siehe Römer 9,24; 1. Korinther 1,24 und 1. Timotheus 2,3–4.)
Leider reagieren nicht alle Menschen auf Gottes Ruf, aber diejenigen, die es tun, werden als »die Berufenen Jesu Christi« oder einfach »die Berufenen« bezeichnet (Judas 1,1).
Gottes Berufung beruht nicht auf deinen religiösen Verdiensten, sondern auf seiner Gnade (Galater 1,6; 2. Timotheus 1,9).
Seine Berufung gründet sich nicht auf deine frommen Taten, sondern auf das von Jesus vollbrachte Werk.
Gott ruft dich nicht wegen deiner Treue, sondern weil er treu ist.
Vergiss also diese Gangster-Vorstellungen, dich beweisen zu müssen oder ein »gemachter Mann« zu werden. Du wurdest in dem Moment ein »gemachter Mensch«, als du wiedergeboren wurdest. In Jesus bist du eine völlig neue Schöpfung.
Ignoriere religiöse Gangster, die mit Drohungen Geld und Dienste erpressen (z. B. Matthäus 23,14). Wenn uns Gangsterfilme eines gelehrt haben, dann, dass die Zusammenarbeit mit Gangstern immer eine schlechte Idee ist. Die Geschichte von Lefty Ruggiero endet nicht gut, und auch deine Geschichte wird kein gutes Ende nehmen, wenn du glaubst, du müsstest ein treuer Soldat sein, um die Anerkennung deines Vaters zu gewinnen.
Er ist Gott, dein Vater, nicht der »Pate«.
