Was predigt Jakobus?

Quelle: https://escapetoreality.org/2010/09/14/what-about-james/


Sind wir wirklich durch Werke gerechtfertigt?

Wann immer du das 100 % reine Evangelium von Gottes Gnade predigst, wird unweigerlich jemand fragen: „Was ist mit Jakobus?“ Das Evangelium der Gnade, das Paulus predigte, erklärt, dass wir allein durch den Glauben gerettet werden. Aber Jakobus sagte, dass der Glaube nicht ausreicht, dass wir auch Taten brauchen. Schau dir die folgenden Zitate dieser beiden großen Apostel an:

Paulus: 

Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft – Gott hat es geschenkt -, nicht aus Werken, damit keiner sich rühmen kann.
Epheser 2,8-9; Einheitsübersetzung, 2016

Jakobus:

Was nützt es, meine Brüder und Schwestern, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten?
Jakobus 2,14; Einheitsübersetzung, 2016

Paulus sagt: „Glaube, nicht Werke“, aber Jakobus sagt: „Ich werde euch meinen Glauben durch meine Werke zeigen“ (Jakobus 2,18). Das ist ein wenig verwirrend. Paulus erklärt, dass Gerechtigkeit „durch den Glauben an Jesus Christus allen zuteilwird, die glauben“ (Römer 3,22). Aber Jakobus sagt, dass es nicht ausreicht, nur zu glauben:

Du glaubst: Es gibt nur einen Gott. Damit hast du Recht; das glauben auch die Dämonen und sie zittern.
Jakobus 2,19; Einheitsübersetzung, 2016

Und damit wir keinen Zweifel daran haben, wo er in dieser Frage der Werke steht, endet Jakobus mit Folgendem:

Ihr seht, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein.
Jakobus 2,24; Einheitsübersetzung, 2016

Paulus oder Jakobus? Wer hat recht?

Wie können wir Paulus und Jakobus unter einen Hut bringen? Sie scheinen nicht einer Meinung zu sein. Der eine sagt »allein der Glaube«, der andere sagt »Glaube plus Werke«. Diese Widersprüchlichkeit hat vielen Gläubigen Kopfzerbrechen bereitet, niemandem mehr als Martin Luther. Luther war bekanntermaßen vom Buch Jakobus angewidert. Seine Lösung für das Problem »Glaube gegen Werke« bestand darin, Jakobus aus dem Neuen Testament zu streichen! In seiner eigenen Bibelübersetzung fügte Luther Jakobus als einen Anhang hinzu. Kein Jakobus, kein Problem!

Es ist niemals eine gute Idee, eine Bibelstelle, die wir nicht verstehen, zu ignorieren oder zu entfernen – geschweige denn ein ganzes Buch! Aber was sollen wir angesichts des vollendeten Werkes am Kreuz von Jakobus halten? Offensichtlich predigen sowohl Paulus als auch Jakobus Gutes, sonst wären sie nicht gemeinsam in der Bibel vertreten. Jeder offensichtliche Konflikt zwischen ihren Botschaften muss also auf einem mangelhaften Verständnis unsererseits beruhen.

Wie wir in diesem Studium sehen werden, predigten sowohl Jakobus als auch Paulus reine, unverfälschte Gnade. Jakobus geht nicht »weiter« als Paulus. Auch schmälert er die Botschaft der Gnade kein bisschen. Dennoch besteht kein Zweifel daran, dass er dazu aufruft, unseren Glauben sichtbar werden zu lassen, bei dem, was wir tun.

Auf welche Werke bezieht sich Jakobus?

Jakobus 2 ist möglicherweise das am häufigsten missbrauchte Kapitel der gesamten Bibel. Diejenigen, die Werke predigen, werden dieses Kapitel nutzen, um dir zu sagen, dass »Gnade und Werke ausgewogen sein müssen«. Natürlich werden sie es nicht so direkt sagen. Stattdessen wirst du Aussagen hören wie: „Jesus hat seinen Teil getan, jetzt müssen wir unseren Teil tun.“ Oder sie könnten sagen: „Du wurdest gerettet, um gute Werke zu tun“, bevor sie den Brief an die Epheser zitieren:

Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.
Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.

An dieser Stelle werden alle Teilnehmer der Versammlung mit dem Kopf nicken, weil der Prediger gerade etwas zitiert hat, was Paulus geschrieben hat und was das unterstützt, was Jakobus geschrieben hat. Es müssen also doch Werke sein. Ich wusste, dass diese unverdiente Gunst zu schön ist, um wahr zu sein. Ich wusste, dass es einen Haken geben musste. Nun, das ist in Ordnung, denn ich bin mehr als glücklich, für Jesus zu arbeiten.

Und bevor du es merkst, wird sich die ganze Gemeinde dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zuwenden, sich an der verbotenen Frucht gütlich tun und versuchen, Jesus mit ihren guten Werken zu beeindrucken! Statt in ihm zu ruhen, werden sie hart für ihn arbeiten.

Aber bevor du anfängst, Martha zu überfordern, halte kurz inne und durchdenke das einmal. Ja, gute Werke sind ein normaler Teil des christlichen Lebens. Aber wenn du glaubst, dass du etwas für Gott leisten musst, damit du in Ordnung gebracht oder gerechtfertigt oder annehmbar wirst, dann hast du die Gnade beiseite geschoben und bist zurück unter das Gesetz gekrochen. Und du weißt, dass das schlecht ist, oder?

Unter Gnade oder unter Gesetz?

Heutzutage herrscht große Verwirrung darüber, was es bedeutet, »unter der Gnade« und »unter dem Gesetz« zu leben. Aber vor 50 Jahren hat Watchman Nee in seinem klassischen Buch »Das normale christliche Leben« diese genial einfache Erklärung abgegeben:

Gnade bedeutet, dass Gott etwas für mich tut; Gesetz bedeutet, dass ich etwas für Gott tue.

Zusammenfassend kann man sagen: Im Gesetz verlangt Gott etwas von mir. Das Wesen der Gnade ist: Gott stellt zur Verfügung, was erforderlich ist. Vor dem Kreuz lebten die Menschen – erfolglos – unter den strengen Anforderungen des Gesetzes. Nur einer Person gelang es jemals, diesem Anspruch hundertprozentig zu genügen, und er hat alles um Unseretwillen getan. Am Kreuz ließ Jesus sich die volle Strafe für unsere Sünden auszahlen und befreite uns vom Fluch des Gesetzes. Jetzt leben wir unter einem »Neuen Bund« der Gnade, der mit Gottes eigenem kostbaren Blut unterschrieben worden ist.

Die große Tragödie unserer Zeit besteht darin, dass die meisten Christen zwar wissen, dass sie verflucht sind, wenn sie versuchen, nach dem Gesetz zu leben, viele aber trotzdem genau das versuchen! Mit aufrichtigem Herzen sind sie einer Lüge aufgesessen, die besagt, dass wir für Jesus etwas leisten müssen oder versuchen, für ihn unser Letztes zu geben. Sie beten: „Gott hilf mir, die Dinge zu tun, die du von mir erwartest!“, als ob eine Beziehung sich auf eine Liste von Aufgaben reduzieren ließe, die Gott erledigt haben möchte. Menschen, die so leben, haben ihr Vertrauen in ein verdorbenes Evangelium gesetzt und laufen Gefahr, die Gnade aufzugeben. Ihre Identität liegt nicht in Jesus, sondern in den Dingen, die für Jesus zu tun sie sich verpflichtet fühlen.

Gnade und Werke passen nicht zusammen

Die Wahrheit ist, dass man mit nichts, was wir tun können, ein Gleichgewicht zu Gottes Gnade erreichen kann. Gnade ist unausgleichbar. Jesus hat am Kreuz unvorstellbare Leiden erlitten, damit wir von dem Fluch des Gesetzes errettet werden. Zu tun, als ob wir uns irgendwie aus eigener Kraft gerecht machen könnten, bedeutet, sein vollkommenes Erlösungswerk als unzureichend zurückzuweisen und den Geist der Gnade zu beleidigen. Jesus sagte den Christen in Laodizea: ⦓Wenn ihr versucht, euch das zu verdienen, was ich euch als freie Gabe anbiete, ist das ekelerregend und macht mich krank.⦔ Um es klar zu sagen: Die Werke des Fleisches machen die Gnade zunichte. Sie lassen sich nicht unter einen Hut bringen:

Ist’s aber aus Gnade, so ist’s nicht aufgrund von Werken; sonst wäre Gnade nicht Gnade.
Römer 11,6; Luther Bibel, 2017

Die falsche Art, Jakobus zu lesen, besteht also darin, zu denken, dass wir für Gott arbeiten müssen und überhaupt irgendetwas tun, um uns selbst gerecht zu machen. Ja, wir wurden in Jesus geschaffen, um die guten Werke zu tun, die Gott im Voraus für uns vorbereitet hat. Aber wenn wir in Jesus bleiben, ist er derjenige, der sie tut.

Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt zu seinem Wohlgefallen.
Philipper 2,13; Einheitsübersetzung, 2016

Unter dem Gesetz werden gute Werke zu einem Kampf und einer Last. Wir tun sie, weil wir Jesus lieben, aber am Ende werden wir zusammenbrechen und ausbrennen, weil Scheitern die unvermeidliche Folge eines Lebens unter dem Gesetz ist. Unter der Gnade sind gute Werke leicht und die Last leicht, weil er derjenige ist, der die schwere Arbeit übernimmt. Welche Rolle ist uns dabei zugedacht? In ihm ruhen, ihm vertrauen, in ihm bleiben.

Durch Werke gerechtfertigt?

Nachdem wir nun eine gute Vorstellung davon haben, wie „Werke“ im neuen Bund aussehen, sind wir ein Stück näher dran, Jakobus 2,24 aufzudröseln:

Ihr seht also, dass der Mensch aus Werken gerecht wird, nicht aus Glauben allein.
Jakobus 22,24; Zürcher Bibel, 2007

Dies ist kein vager Aufruf zu verschiedenartigen Werken des Glaubens. Ich bin überzeugt, dass Jakobus etwas ganz Bestimmtes im Sinn hatte – etwas, das wir tun und an dem erkennbar wird, ob wir gerettet, gerechtfertigt und angenommen sind oder nicht. Und wir werden in Teil 2 unserer Studie herausfinden, was das ist, wenn wir uns ansehen, was Jesus als »die Werke Abrahams« bezeichnet.



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