»Hat Jakobus Gnade verstanden? Standen er und Paulus auf derselben Seite? Werden wir durch Glauben und Werke gerettet, wie er sagte? Sollte sein Buch in der Bibel stehen
Diese Fragen stellen Menschen seit Hunderten von Jahren. Einigen zufolge hat Jakobus das Evangelium der Gnade nicht verstanden. Nun ja, vielleicht doch ein wenig. Aber er war irritiert. Und zu jüdisch. Auf jeden Fall, man kann von Jakobus nicht viel über Gnade lernen.
Bevor wir fortfahren, hier ist ein Stehgreif-Quiz:
Kannst du erraten, welcher Apostel …
- keiner der ursprünglichen Zwölf war, aber eine Begegnung mit dem auferstandenen Herrn hatte?
- Briefe geschrieben hat, die in das Neue Testament aufgenommen wurden?
- über die großartige Gnade geschrieben hat, die von einem Gott kommt, der gerne gibt?
- Abraham als Beispiel verwendet hat, als er über die Rechtfertigung schrieb, die durch den Glauben kommt?
- vor dem Fluch gewarnt, unter dem Gesetz zu leben?
Wenn du mit »Jakobus« geantwortet hast, liegst du richtig. Jakobus war wirklich ein Apostel der Gnade.
„Warte mal. Ich dachte, du beschreibst Paulus.“
In diesem Fall noch einmal das gleiche Spiel.
Kannst du erraten, welcher Apostel …
- von Gott dazu berufen wurde, den Juden zu predigen, und der seine Botschaft auf das jüdische Publikum zugeschnitten hat?
- manchmal alttestamentliche Riten und Rituale praktiziert, einschließlich der Beschneidung?
- damit prahlte, dass er die jüdische Religion besser kannte als jeder andere?
- einen Brief ausschließlich für die Juden geschrieben hat, in dem er das Evangelium von Jesus darlegte?
- häufig das Gesetz des Mose zitiert?
Ja, das war Paulus. (Schriftstellen, die diese Antworten stützen, findest du am Ende des Artikels.) Paulus tat all diese Dinge, doch niemand sagt, dass er in Bezug auf die Gnade durcheinandergekommen war. Oder zu jüdisch.
Doch der arme Jakobus wird in die Pfanne gehauen.
Schauen wir uns fünf Mythen an, die die Leute über Jakobus glauben.
Tatsache: Jakobus war einer der ersten Menschen, die von Paulus das Evangelium der Gnade hörten. Er hörte es bereits in Apostelgeschichte 9, nicht lange, nachdem Paulus aus Damaskus zurückgekehrt war. (Paulus erwähnt ihre Begegnung in Galater 1,19.) Wenn Paulus allein einen besonderen Einblick in das Geheimnis von Jesus erhielt, ist es wahrscheinlich, dass Jakobus vor allen anderen davon erfuhr, und zwar lange bevor Paulus seine erste Missionsreise antrat.
Tatsache: Jakobus unterstützte Paulus. Beim Jerusalemer Konzil kam es zu einem Streit zwischen Paulus und Barnabas und der Gruppe, die die Beschneidung forderte. Wen hat Jakobus unterstützt? Er stellte sich natürlich auf die Seite von »unseren geliebten Brüdern Barnabas und Paulus« (Apostelgeschichte 15,25).
Vieles davon, was Jakobus über Beschneidung, Götzen geweihte Speisen und sexuelle Unmoral sagte, spiegelte wider, was Paulus später in seinen Briefen schrieb. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Jerusalemer Apostel von Paulus davon überzeugt werden mussten, dass Gott die Heiden akzeptiert und er allen Menschen Gnade schenkt. Die einzige Quelle der Spaltung war die Partei der Beschneidung.
Es ist wahr, dass Jakobus die nichtjüdischen Gläubigen darum gebeten hat, auf den Verzehr von Götzen geweihten Speisen um ihrer jüdischen Brüder willen zu verzichten, aber Paulus tat es auch. Jakobus ermutigte die Gläubigen ebenso wie Paulus, sexuelle Unmoral zu vermeiden.
Tatsache: Der erste Brief von Jakobus war an nichtjüdische Gläubige gerichtet (Apostelgeschichte 15,23). Es stimmt, dass der »Jakobusbrief« für die Juden geschrieben wurde (siehe Jakobus 1,1), aber ebenso der Hebräerbrief und das Matthäusevangelium. Werden wir diese Bücher als zu jüdisch ablehnen? Es gibt nicht ein Evangelium für Juden und ein anderes für Nichtjuden. Die gute Nachricht gilt für uns alle, unabhängig von Rasse oder Stamm.
Tatsache: Er predigte Rechtfertigung durch Glauben (siehe Jakobus 2,23).
Es gibt viele Missverständnisse über Jakobus und Paulus, aber die Fakten sind klar. Sie predigten BEIDE die Rechtfertigung durch Glauben und BEIDE benutzten Abraham als ihr Vorbild im Glauben. Sie predigten BEIDE über Gottes großartige und reiche Gnade und BEIDE schrieben Briefe an Juden und Nichtjuden.
Das Problem liegt darin, dass Jakobus sagt:
Wie liest man es? Viele Menschen neigen zu einer von zwei Arten:
- Johannes Calvins Antwort: »Der Glaube allein rettet, aber der rettende Glaube ist niemals allein.«
- Martin Luthers Antwort: »Jakobus predigte Gesetz, also kann man ihn ignorieren.«
Entweder
- (a) brauchst du also Werke, die deinen Glauben beweisen.
In diesem Fall predigte Jakobus ein »anderes Evangelium«, was ihn zu einem verfluchten Verkündiger machte, oder
- (b) Jakobus predigte das Gesetz mit all seinem Fluch für Ungehorsam.
In jedem Fall handelt es sich um ein verfluchtes Buch, und du solltest nichts damit zu tun haben.
Wie niederträchtig! Was für eine Beleidigung für einen Mann, der mehr über Gnade wusste, als die meisten von uns jemals wissen werden.
Das Problem liegt nicht bei Jakobus. Das Problem liegt in unserer Definition von »Werken«.
Wenn Paulus sagt, dass der Mensch durch den Glauben und nicht durch Werke gerechtfertigt wird, bezieht er sich auf die Werke des Gesetzes (Galater 2,16).
Aber wenn Jakobus sagt, dass wir durch Werke gerechtfertigt werden, bezieht er sich auf Werke des Glaubens. Damit meint er den Glauben an Jesus.
Wir werden nicht durch Werke des Gesetzes gerechtfertigt (Paulus), wir werden gerechtfertigt durch Werke des Glaubens (Jakobus). Und damit es keine Verwirrung über die Werke des Glaubens gibt, verwendet Jakobus dasselbe Beispiel und zitiert genau dieselbe Schriftstelle wie Paulus:
Jakobus:
Paulus:
Dieselbe Botschaft, dasselbe Beispiel, dasselbe Evangelium.
Jakobus predigte über die Gnade, die Gott den Demütigen schenkt, und über die Rechtfertigung, die durch den Glauben kommt. Er ging auf die neue Schöpfung ein, was es bedeutet, gerechtfertigt zu sein, und die Vertrautheit mit Gott. Für »wertlose Religion« hatte er nur Verachtung übrig. Er war mit dem Gnadenapostel gut befreundet und die beiden Männer bürgten füreinander und zitierten sich gegenseitig.
Als ich im Jahr 2010 Jakobus zum ersten Mal einen Prediger der Gnade und einen Apostel der Gnade nannte, meinten einige, ich würde zu weit gehen. Aber als ich im Jahr 2023 meinen auf Gnade gegründeten Kommentar zu Jakobus veröffentlichte, wurde er das meistverkaufte Buch in der Reihe der »Gnaden-Bibel«.
Dies deutet darauf hin, dass die Leute bereit sind, Jakobus eine weitere Chance zu geben. Sie wollen nicht hören, dass die neutestamentlichen Briefe eine Mischung aus Gesetz und Gnade enthalten, weil das verwirrend ist. Aber nimm nicht mich beim Wort. Höre auf Paulus.
Im Bonusmaterial, das diesen Artikel auf Patreon begleitet, verweise ich auf die 20-jährige Freundschaft zwischen Paulus und Jakobus. Diese beiden großen Apostel waren mehr als nur Freunde, sie waren Verbündete und Partner, die den judaisierenden Einflüssen in der frühen Kirche standhaft widerstanden.
Wenn du Jakobus im Kontext liest, wirst du feststellen, dass er wunderbare Dinge über die neue Schöpfung, den Glauben und Gottes Gnade sagt. Übrigens musst du mein Buch nicht kaufen, um die Schätze von Jakobus zu entdecken. Du kannst alles kostenlos in »The Grace Commentary« lesen.
Die Begegnung von Jakobus mit dem auferstandenen Herrn wird in 1. Korinther 15,7 erwähnt. Jakobus schrieb zwei Briefe, die im Neuen Testament zu finden sind: den »Brief des Jakobus« und den in Apostelgeschichte 15,23–29 aufgezeichneten Brief. Als Jakobus über die »größere Gnade« schrieb, die Gott den Demütigen schenkt, benutzte er ein Wort (Megas), das überaus groß, hoch, außerordentlich, laut und mächtig bedeutet (Jakobus 4,6). Wie Paulus zitiert Jakobus 1. Mose 15,6, wo es heißt: »Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet« (siehe Jakobus 2,23). Und wie Paulus sagte Jakobus, dass das Gesetz diejenigen verflucht und verurteilt, die versuchen, danach zu leben (siehe Jakobus 2,10).
Paulus war als Apostel der Heiden bekannt, aber er wurde auch berufen, den Juden zu predigen (Apostelgeschichte 9,15). Paulus sagte: »Ich bin den Juden ein Jude geworden, damit ich Juden gewinne« (1. Korinther 9,20). Wenn die Beschneidung von Timotheus und die Teilnahme an Reinigungsriten in Jerusalem dazu beitragen sollten, Menschen für Jesus zu gewinnen, tat Paulus dies gerne (Apostelgeschichte 16,1–3; 18,18; 21,24–26).
Paulus wusste mehr über die jüdische Religion und die angestammten Traditionen der Juden als jeder andere seiner Zeitgenossen (Galater 1,14; Philipper 3,5–6), und der Brief, den er speziell für die Juden schrieb, lautete natürlich: Brief an die Hebräer. Paulus zitierte häufig das Gesetz des Mose (z. B. Römer 7,7; 12,19; 13,9; 1. Korinther 9,9; Epheser 6,2–3; Galater 5,14).
