Quelle: https://escapetoreality.org/2010/09/27/rahab’s-faith/
Letzten Sonntag, gegen Ende des Gottesdienstes, folgten etwa zehn Menschen der Einladung, ihr Leben Jesus zu übergeben. Natürlich war ich genauso schockiert wie du. Ich dachte: „Wer hat all diese heidnischen Sünder in das Gebäude gelassen? Wissen die denn nicht, dass die Kirche nur für Christen da ist?!“
Das habe ich natürlich nicht gedacht!
Doch genau so nehmen manche Menschen die Gemeinden des Neuen Testaments wahr – exklusive Clubs nur für Christen. Einige scheinen zu glauben, dass die frühen Gemeinden alle von Heiligenscheinen umgeben waren. Aber die Bibel sagt uns, dass die frühen Gemeinden alle möglichen Menschen anzogen, darunter Gesetzesmenschen, falsche Brüder, falsche Lehrer, falsche Apostel und Isebels. Tatsächlich wird eine gesunde Gemeinde immer Sünder anziehen, und gute Prediger wissen das. Sie wissen, dass sie jede Woche den Geretteten und den Ungeretteten predigen werden.
Ein Neues Testament für alle
Das Neue Testament enthält eine Reihe von Briefen an die Gemeinden. Jeder von ihnen hat sowohl den Heiligen als auch den Sündern etwas zu sagen, und der Brief des Jakobus bildet da keine Ausnahme. Obwohl sein Brief hauptsächlich an seine jüdischen Brüder gerichtet ist, können wir sicher sein, dass er sowohl für Gläubige als auch für Ungläubige geschrieben wurde. Überrascht dich das? Das sollte nicht der Fall sein. Wo immer das Evangelium gepredigt wurde, gab es einige Juden, die glaubten, und einige Juden, die es nicht taten. Jesus konnte sagen, wer wer war (siehe Johannes 8,31); das konnten auch Paulus (Apostelgeschichte 14,1-2) und Petrus (Apostelgeschichte 2,38); warum also nicht auch Jakobus?
Wie wir in Teil 3 dieses Studiums gesehen haben, schrieb Jakobus, um den Glauben anzuregen und den Unglauben zu bekämpfen. Um uns anzuspornen, stellt er uns zwei Glaubenshelden vor. Für Christen verweist er auf die Werke des gerechten Abraham. Für Sünder beschreibt er die Werke der ungerechten Rahab:
Auch die Hure Rahab wurde durch ihr Handeln vor Gott gerecht gesprochen, als sie die Kundschafter versteckte und sie auf einem anderen Weg in Sicherheit brachte.Jakobus 2,25; Neues Leben. Die Bibel, 2017
Warum sage ich, dass Abraham gerecht und Rahab ungerecht war? Weil Jakobus deutlich macht, dass Abraham Gerechtigkeit angerechnet worden ist, als er glaubte (2,23) und bevor er seine berühmte Tat auf dem Altar vollbrachte. Rahab hingegen wurde nicht zu den Gerechten gezählt, bis sie im Vertrauen handelte. In ihrem Fall hätte ein Glaube ohne Taten buchstäblich zu ihrem Tod geführt (Hebräer 11,31).
Werke des Glaubens Nr. 423: Landesverrat
Vielleicht kennst du bereits die Geschichte, wie Rahab ihre Stadt verriet, indem sie die Spione Israels versteckte. Es gibt ein interessantes Detail aus dieser Geschichte, das du vielleicht übersehen hast. Laut Rahab kannte jeder in Kanaan den Herrn und fürchtete ihn sogar. Schau dir an, was sie zu den Spionen sagt:
„Ich weiß, dass Jahwe euch das Land geben wird. Uns hat ein derartiges Entsetzen vor euch überfallen, dass alle Bewohner des Landes wie gelähmt sind. Denn wir haben gehört, dass Jahwe das Wasser des Schilfmeeres vor euch ausgetrocknet hat, als ihr aus Ägypten zogt, und wir wissen auch, was ihr mit den beiden Königen der Amoriter auf der anderen Jordanseite gemacht habt, mit Sihon und Og. Ihr habt den Bann an ihnen vollstreckt und sie vernichtet. Als wir das hörten, haben wir allen Mut verloren. Keiner von uns wagt es noch, gegen euch zu kämpfen. Ja, euer Gott, Jahwe, er ist Gott im Himmel oben und auf der Erde unten.“Josua 2,9-11; Neue evangelistische Übersetzung, 2023
Die Bürger von Jericho standen unter einem Urteil. Die Entscheidung eines heiligen und gerechten Gottes schwebte über ihnen und sie wussten es. Doch keiner von ihnen, außer Rahab, unternahm etwas dagegen. Findest du das nicht eigenartig? Was hätte Jakobus wohl zu den gelähmten Einwohnern von Jericho gesagt?
Du glaubst: Es gibt nur einen Gott. Damit hast du Recht; das glauben auch die Dämonen und sie zittern. Willst du also einsehen, du törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?Jakobus 2,19-20; Einheitsübersetzung, 2016
Wenn ich ein Kanaaniter gewesen wäre, der in Jericho unter der Angst vor Gott gelebt hätte, dann würde ich gerne denken, dass ich zu Israels Lager gerannt wäre, eine weiße Fahne geschwenkt und „Gnade!“ gerufen hätte. Warum haben das nicht alle getan? Warum war Rahab die Einzige, die die Seite wechselte? Offensichtlich hingen sie zu sehr an ihrer kostbaren Stadt, mehr als ihnen guttat. Vielleicht dachten sie, ihre Investition in Mauern und andere Verteidigungsanlagen wären ein guter Schutz gegen Gottes Urteil. Hmm, ich frage mich, was Jakobus dazu gesagt hätte:
Seht euch vor, ihr Reichen: Weint und klagt über das Schreckliche, das euch bevorsteht!Jakobus 5,1; Neues Leben. Die Bibel, 2017
Ganz Jericho fürchtete Gott, aber nur eine handelte. Hier ist etwas zum Mitnehmen: Wenn du glaubst, dass Gott am Kreuz einen Ausweg geschaffen hat, dieser Glaube dich aber nicht dazu veranlasst, dein Herz zu öffnen, die Seiten zu wechseln und zu sagen: „Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!“ dann ist dein Glaube völlig wertlos. Du kannst für den Rest deines Lebens jede Woche in die Kirche gehen und das Evangelium hören, du kannst sogar zustimmen, dass es wahr ist, aber es wird nichts ändern. Wenn dein Glaube dich nicht dazu bewegt, die Tür deines Herzens zu öffnen und wie Rahab zu sagen: „Herr, rette mich“, ist es ein toter und fruchtloser Glaube.
Liebe Brüder, was nützt es, wenn jemand von seinem Glauben spricht, aber nicht entsprechend handelt? Ein solcher Glaube kann niemanden retten.Jakobus 2,14; Neues Leben. Die Bibel, 2017
Jesus starb für dich. Jetzt lebt er für dich! Wenn dich das nicht bewegt, dann wird dich nichts bewegen. Komm jetzt, löse deine Zunge, werf deine Arme hoch und sage: „Danke, Herr!“ Extravagante Liebe verdient zumindest irgendeine Antwort.
Predigtlehre 101: Kenne dein Publikum
Ich habe vorhin gesagt, dass Jakobus seinen Brief sowohl für Heilige als auch für Sünder geschrieben hat. Wir, die durch Gnade gerettet wurden, müssen dies im Hinterkopf behalten, wenn wir unter seiner Gnade bleiben wollen. In Teil 1 dieses Studiums haben wir gesehen, dass wir in Irrtümer geraten können, wenn wir Jakobus nicht im Licht des vollendeten Werkes am Kreuz lesen. Das »Wort richtig zu teilen« erfordert auch, dass wir die Zielgruppe berücksichtigen, die angesprochen wird. Spricht der Prediger zu Geretteten oder zu Verlorenen? Auch wenn es keine Verurteilung für diejenigen gibt, die in Christus Jesus sind (Römer 8,1), können sich Christen verurteilt fühlen, wenn sie Medizin einnehmen, die für Sünder bestimmt ist. Hier ist etwas lebensrettende Medizin, die Jakobus für Sünder bereithält …
Ihr Treulosen, wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer der Welt Freund sein will, macht sich zum Feind Gottes.Jakobus 4,4; Zürcher Bibel, 2007
Woher weiß ich, dass diese Ermahnung für Sünder und nicht für Heilige gedacht ist? Weil nirgendwo in der Bibel Heilige als treulos oder Gott feindlich beschrieben werden. Wie kann Gottes Kind Gottes Feind sein?! Dieser Vers ist eindeutig für diejenigen gedacht, die dickköpfig Freunde der Welt bleiben, auch wenn Gott mit dem Gericht naht. Was solltest du tun, wenn du Gottes Feind bist? Jakobus hat die Antwort:
Ordnet euch daher Gott unter! Und dem Teufel widersteht, dann wird er von euch ablassen und fliehen. Jakobus 4,7; Neue Genfer Übersetzung, 2011
Es gibt nur zwei Arten von Menschen: Diejenigen, die sich der Herrschaft von König Jesus unterordnen, und diejenigen, die im Widerstand verharren. Jakobus wusste, wer wer war. Weißt du das auch? Oder bist du immer noch nicht davon überzeugt, dass Jakobus zu Sündern und nicht zu Heiligen spricht? Schau dir diesen nächsten Text an, in der Jakobus es sehr deutlich macht:
Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen! Reinigt eure Hände, ihr Sünder, und läutert eure Herzen, ihr Zweifler! … Erniedrigt euch vor dem Herrn, und er wird euch erhöhen.Jakobus 4,8. 10; Zürcher Bibel, 2007
Sich vor dem Herrn erniedrigen? Das habe ich schon vor 38 Jahren gemacht! Und es war das Klügste, was ich je getan habe, weil Gott mir seine Gnade geschenkt und mich erhöht hat (Jakobus 4,6). Früher war ich ein Sünder, aber dieser alte Sünder wurde mit Jesus gekreuzigt. Nicht mehr ich lebe, sondern Jesus, der in mir lebt, und dieses Leben, das ich jetzt lebe, lebe ich im Glauben an Gottes Sohn, der mich geliebt und sein Leben für mich gegeben hat (Galater 2,20).
Bereue und glaube
Die Herausforderung des Evangeliums lässt sich auf vier Worte reduzieren: „Kehrt um und glaubt“ (Markus 1,15). Wenn du Glauben hast, aber dein Glaube dich nicht zu einer Richtungsänderung führt, dann bist du genauso getäuscht wie die Bewohner von Jericho:
Hört euch diese Botschaft nicht nur an, sondern handelt auch danach; andernfalls betrügt ihr euch selbst.Jakobus 1,22; Neue Genfer Übersetzung, 2011
Und was sagt die Botschaft? Es heißt: „Kehr um!“ Entscheide dich. Werde dir bewusst, ob du für den Herrn oder gegen ihn bist. Wenn Jesus König ist, dann werfe ihm deine Krone vor die Füße. Bloßes Zuhören reicht nicht aus. Der Glaube antwortet immer, sonst ist es kein Glaube.
Die Juden des ersten Jahrhunderts waren Zeuge von Gottes erstaunlichem Wirken – Zeichen, Wunder und das Evangelium, das überall auf der Welt Frucht hervorbrachte. Sie kannten Menschen, die mit dem auferstandenen Herrn gewandelt waren. Doch viele von ihnen weigerten sich, die bröckelnden Mauern des »Alten Bundes« zu verlassen. Sie vertrauten auf die Gesetze, die versklaven, statt auf das Gesetz des Geistes des Lebens, das Freiheit bringt. Jesus? Sicher, sie wussten alles über ihn. Sie hatten all die Geschichten gehört und sogar ein paar Wunder gesehen. Aber sie lebten auf der Grenze zwischen zwei Bündnissen. Sie waren zwiegespalten. Und dann kam Jakobus, um sie aus ihrer Benommenheit zu wecken.
Inzwischen zurück auf dem Erntefeld
Stell dir vor, du würdest an Menschen schreiben, die von Jesus wussten, aber nie umgekehrt sind. Was würdest du sagen? Du benutzt vielleicht Formulierungen wie »sich Gott unterordnen«, »sich demütigen« und »nahe kommen«. Dies sind die Worte, die Jakobus verwendet, und es ist genau die richtige Medizin für einen reuelosen Sünder. Jakobus schreibt eine Bewertung. Er möchte, dass sie umkehren und anfangen, im Glauben an Jesus zu leben. Dann, ganz am Ende seines Briefes, hat Jakobus noch eine Botschaft für den Rest von uns:
Wer einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr führt, der wird eine Seele vom Tod erretten und eine Menge Sünden zudecken.Jakobus 5,20; Schlachter Bibel, 2000
Man sollte meinen, das würde uns motivieren, das Evangelium zu predigen und Sünder zur Umkehr aufzufordern. Dennoch sind viele Christen so verwirrt über ihre Identität, dass sie Medizin schlucken, die nie für sie bestimmt war und dabei selbst krank werden. Anstatt Gottes Werke zu tun und Menschen zu befreien, sind sie immer noch damit beschäftigt, herauszufinden, ob sie durch Glauben oder durch Werke oder durch beides gerettet werden.
Am letzten Sonntag, als die Einladung erging, eine Entscheidung für Jesus zu treffen, kam mir nicht eine Sekunde in den Sinn, dass der Prediger zu mir sprach. Genauso wenig solltest auch du nicht glauben, dass das gesamte Neue Testament an dich gerichtet ist. Wenn du Gottes Kind bist, lies die Abschnitte, die für dich geschrieben sind und höre damit auf, unter Schuldgefühlen und Verurteilung zu leben. Wenn du dir über diese Dinge immer noch unschlüssig bist, dann kehre um und glaube!
In Teil 5 im Rahmen dieses Studiums werden wir damit beginnen, das Evangelium der Gnade zu erläutern, so wie Jakobus es gepredigt hat.