Ich weiß, das ist eine dumme Frage. Und doch führt unter Christen diese Frage – »Ist Jesus der Retter der Welt?«– zu zwei radikal unterschiedlichen Antworten:
(1) Ja – alle können gerettet werden
(2) Ja – alle sind gerettet
Um diese beiden Antworten gibt es eine der größten Auseinandersetzungen, die heute auf »Gracebook«, Entschuldigung, »Facebook«, tobt. Es ist ein Rededuell zwischen denen, die an eine endgültige Versöhnung, eine geschichtliche Versöhnung und, äh, eine regelmäßig wiederkehrende Versöhnung glauben. (Ich bin nicht gut im Einsortieren in Schubladen.)
Normalerweise halte ich mich von Facebook-Debatten fern – es liegt mir einfach am Herzen, Jesus, und ihn als Gekreuzigten zu predigen. Aber da viele Leute aus der »Gnaden-Szene« in die Diskussion mit hineingezogen worden sind, dachte ich, dass es hilfreich sein könnte, die Themen so zu formulieren, dass die Leute sehen können, worauf sie sich einlassen.
In einer Reihe von kurzen Beiträgen möchte ich einen Blick auf einige der Schriftstellen werfen, die zur Untermauerung dieser und ähnlicher Behauptungen herangezogen werden (z. B. alle sind gerecht, alle sind eins mit Jesus).
Wenn du kein Interesse hast, kein Problem. Der normale Betrieb wird bald wieder aufgenommen. Aber wenn du interessiert bist und fragen möchtest: »Was ist mit dieser und jener Schriftstelle?« Dann schaue dir meine detaillierten Studiennotizen an. Normalerweise veröffentliche ich meine Notizen nicht, aber mehrere Leute haben mich nach meiner Meinung gefragt, also hier sind sie.
Diejenigen, die sagen, die ganze Welt sei bereits gerettet, berufen sich hauptsächlich auf die Tatsache, dass Jesus »Retter der Welt« genannt wurde. Das war sein Titel und seine Arbeitsbeschreibung. Da Jesus ja wohl nicht einen halb unerledigten Auftrag zurückgelassen hat, als er in den Himmel zurückgekehrt ist, muss die ganze Welt vor 2000 Jahren gerettet worden sein.
Die Verbindung zwischen dem Titel – »Retter der Welt« – und der Schlussfolgerung – »Alle sind jetzt gerettet« – ist logisch, aber fehlerhaft. Wann hat Jesus die Welt gerettet? Es konnte nur am Kreuz geschehen sein.
Doch Jesus war lange vor seinem Tod als der Retter der Welt bekannt. Als er geboren wurde, wurde er als eine gute Nachricht verkündet für alle Menschen – nicht nur jüdische Menschen:
Als Jesus im Tempel vorgestellt wurde, erkannte Simeon, dass er den Retter aller Menschen in den Armen hielt:
Einer Gruppe erstaunter Samaritaner wurde er an einem Brunnen in der Wüste als »der Retter der Welt« offenbart:
Bevor Jesus jemanden gerettet hatte, war er als »Retter der Welt« bekannt. Mit anderen Worten: Jesus war nicht nur der »Gesalbte« für die Juden, er war auch der »Gesalbte« für die Nichtjuden, und es ist der »Gesalbte« für dich, so wie Jesaja es vorhergesagt hatte:
Wenn du kein Jude bist, ist das ein Grund zum Feiern! Gott sei Dank, dass es ihm nicht genügte, nur Israel zu retten. Gott sei Dank, dass er seinen einzigartig geborenen Sohn gesandt hat, denn er liebte die ganze Welt so sehr. Heute halten wir das für selbstverständlich, aber vor 2000 Jahren war das eine große Neuigkeit. Paulus, Petrus und Johannes waren alle davon beeindruckt. Hier schreibt Johannes in seinem ersten Brief darüber:
Und was bedeutet es, Retter der Welt zu sein? Johannes beschreibt es so:
Der Bibel zufolge bedeutet »Retter der Welt« der Welt zu sein nicht unbedingt »alle sind gerettet«. Es bedeutet, dass Jesus die Versöhnung für die Sünden der ganzen Welt ist. Von allen, die Jesus mit eigenen Augen gesehen haben, war Johannes der Täufer der Erste, der dies erkannte:
Auch das war eine unerhörte Neuigkeit. Jesus war nicht gekommen, um nur für die Juden zu sterben, sondern für alle. Für Paulus war diese Offenbarung ein enthülltes Geheimnis:
Diese bisher verborgene Wahrheit besagt, dass die nichtjüdischen Völker gemeinsam mit den Juden als Erben eingesetzt sind.
Bedeutet das, dass alle gerettet sind? Paulus sagt das nie. Stattdessen sagte er, dass Gnade nur durch Glauben erlangt wird. Da nicht alle Glauben haben, sind nicht alle gerettet. Das war auch Petrus’ Verständnis:
Jesus ist der Retter der Welt, wie Petrus dem »Hohen Rat« erklärte, aber wir müssen immer noch gerettet werden.
Die Antwort auf die zweite Frage ist dieselbe wie die Antwort auf die erste. Jesus hat für die vollständige Heilung jedes Kranken gesorgt, aber nicht jeder wird geheilt. Ebenso hat Gottes Lamm, das die Sünde der Welt hinweggenommen hat, für die Errettung eines jeden Sünders gesorgt, aber nicht jeder wird gerettet. Daher die Ermahnung des Petrus: Wir müssen gerettet werden.
Du könntest sagen: »Ist das nicht alles nur Wortklauberei? Spielt es wirklich eine Rolle, ob wir Sündern sagen, dass sie gerettet oder nicht gerettet sind? Ist es nicht die Hauptsache, dass sie sich an Jesus wenden und erkennen, was er vor 2000 Jahren für sie bereitgestellt hat?«
Ich denke, das ist wichtig, denn wenn man einer nicht geretteten Person sagt, dass sie bereits gerettet ist, sendet man eine ganz andere Botschaft als die, die sie von Jesus hören wird:
Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben. …
Wer an ihn glaubt, der wird nicht verurteilt. Wer aber nicht an ihn glaubt, über den ist das Urteil damit schon gesprochen. Denn er weigert sich, Gottes einzigem Sohn zu vertrauen.
Diejenigen, die die Allversöhnung predigen, lesen diese Verse und sagen: »Dem stimme ich zu – wir müssen glauben, um ewiges Leben zu erfahren.«
Aber sie sind anderer Meinung bei dem, was Jesus in Vers 18 sagt. »Der Ungläubige ist nicht schon verurteilt, sondern bereits gerettet.« Da du nicht gleichzeitig verurteilt und gerettet sein kannst, musst du dich entscheiden, auf wen du hören willst. Ich setze auf Jesus.
Wenn Jesus recht hat, sind Ungläubige ganz sicher nicht gerettet; sie sind verurteilt. Aber es ist auch sicher, dass nicht Jesus sie verurteilt, sie verurteilen sich selbst, weil sie Gottes Gnade abweisen. Indem sie den »Retter der Welt« verschmähen, weisen sie den einzigen Namen ab, der den Menschen gegeben ist, in dem sie gerettet werden sollen.
Wie wir in den kommenden Wochen sehen werden, ist das Evangelium eine wirklich gute Nachricht für verlorene Menschen. Aber wenn die Verlorenen nicht erkennen, dass sie verloren sind, vielleicht weil ein wohlmeinender Gläubiger ihnen gesagt hat, dass sie bereits gerettet sind, dann wird das vollendete Werk von Jesus am Kreuz nicht ganz so zugkräftig erscheinen. Wenn dir nicht bewusst wird, dass du dabei bist zu ertrinken, erkennst du auch nicht, dass du dringend einen Retter brauchst.
Jesus und alle Apostel riefen Sünder auf, Gott zu vertrauen und gerettet zu werden. Diejenigen, die sich weigerten, zu Jesus zu kommen, um das Leben zu empfangen, galten als verurteilt, elend und töricht. Das sind harte Worte, aber manche Menschen müssen erst die schlechten Nachrichten hören, bevor sie die guten Nachrichten zu schätzen wissen.
Und was ist die gute Nachricht? Dass Jesus für jeden verdammten und elenden Narren gestorben ist! Jeder, der an Jesus glaubt – ob Jude oder Heide, töricht oder weise – kann ewiges Leben haben, denn Jesus ist wirklich der Retter der Welt.
