‎Ist es Zeit, dass das Gericht bei Gottes Haus beginnt‎?

Quelle: https://escapetoreality.org/2011/02/24/1-peter-417-its-judgment-time/


Denn die Zeit ist gekommen, da das Gericht beginnt, und zwar beim Haus Gottes; wenn aber zuerst bei uns, wie wird dann das Ende derer sein, die nicht auf das Evangelium Gottes hören?
1. Petrus 4,17; Neues Leben. Die Bibel,  2017

Dies ist ein Text, der immer dann auftaucht, wenn Christen etwas Schlimmes passiert.‎

‎Manche Menschen scheinen eine perverse Freude daran zu haben, wenn sie andere mit dem Schwert von Gottes Gericht bedrohen können. Sie scheinen zu vergessen, dass das Problem unserer Sünden am Kreuz gelöst worden ist. Wir sind durch das Blut des Lammes gerettet und geheiligt worden. Es wird ein Tag kommen, an ‎‎dem Jesus die Schafe von den Ziegenböcken trennt, aber das ist nur eine schlechte Nachricht, wenn du ein Ziegenbock bist. Wenn du ein Schaf bist, ist das ein Tag, auf den du dich mit Zuversicht freuen kannst. Woher kommt diese Zuversicht? Sie kommt von einer Offenbarung der Liebe des Vaters, die im vollkommenen Werk des Sohnes am Kreuz sichtbar wurde.‎

‎Worüber spricht Petrus also, wenn er sagt, dass es Zeit ist, dass das Gericht bei dem Haus Gottes beginnt?‎

‎Ich werde dir zwei Verstehensmöglichkeiten zeigen. Die erste Auslegung betont Dinge, die wir tun müssen, während die zweite die Dinge betont, die Jesus bereits getan hat.

Wir wollen jedoch zuerst die Schriftstelle im Textzusammenhang lesen:‎

Meine lieben Freunde, erschreckt nicht über die schmerzhaften Prüfungen, die ihr jetzt durchmacht, als wären sie etwas Ungewöhnliches.
Freut euch darüber, denn dadurch seid ihr im Leiden mit Christus verbunden, und ihr wer­det euch auch sehr darüber freuen, wenn er in seiner Herrlichkeit erscheint.
Gut seid ihr dran, wenn ihr beschimpft werdet, weil ihr zu Christus gehört. Denn daran wird sichtbar, dass der Geist der Herrlichkeit Gottes bei euch ist.
Niemand soll leiden wegen Mord, Diebstahl, Unruhestiftung oder wegen Einmischung in fremde Angelegenheiten.
Doch es ist keine Schande, dafür zu leiden, dass man Christ ist. Ihr sollt Gott in diesem Fall vielmehr loben.
Denn die Zeit des Gerichts ist gekommen, und es muss bei den Kindern Gottes beginnen. Und wenn selbst wir gerichtet werden müssen, was erwartet dann erst all diejenigen, die die Botschaft Gottes nicht angenommen haben?
Denn »wenn die Gerechten kaum auf Rettung hoffen dürfen, wo werden sich dann die Gottlosen und Sünder wiederfinden«?
Wenn ihr also leidet, weil Gott es so will, dann hört nicht auf, Gutes zu tun, und vertraut euch Gott an, der euch geschaffen hat. Er wird treu zu euch stehen!
1. Petrus 4,12-19; Neues Leben. Die Bibel,  2017

Auslegung 1: Arbeite härter‎

‎Es gibt nur ‎‎zwei Arten von‎‎ Religion — Religion, die auf unsere Werken baut, oder Religion, die auf Jesus Blut gegründet ist. Jemand, der die erstere vertritt, wird den Text in 1. Petrus 4,17 als Strafe für Christen inter­pretieren. Natürlich werden sie nicht direkt damit herauskommen und es so sagen. Sie wer­den Worte wie ‎‎»Reinigung«‎‎ und »Disziplin« verwenden‎‎,‎‎ aber was sie wirklich meinen, ist ‎‎»Verurteilung«‎‎ und ‎‎»Zorn«‎‎. Sie werden sich auf Urteilsmuster im Alten Testament berufen, aber das Kreuz nicht erwäh­nen. Sie mögen über Hananias und Saphira sprechen, aber Jesus ignorieren.‎

‎Entferne die frommen Phrasen und ihre Botschaft ist: „Schlimme Dinge werden dir passieren. Gott steckt hinter diesen schlechten Dingen, aber mach dir keine Sorgen, denn den Sündern wird es viel schlimmer ergehen.“ Sie werden versuchen, dies als »gute Nachricht« zu verkaufen, indem sie sagen, dass es bes­ser ist, jetzt ein wenig Gottes Zorn zu erleiden als später das Höllenfeuer.‎

‎Und was sollten wir als Reaktion auf eine solche Botschaft tun? Mehr Werke natürlich! Strenge dich mehr an, ein besserer Christ zu sein. Tue mehr Buße und beichte mehr. Bring dich in Ordnung und gehe auf dem rechten Weg.‎

‎Daran führt kein Weg vorbei. Interpretiere 1. Petrus 4,17 durch die Brille der Werke und du wirst mit einer verurteilenden Botschaft enden: „Weil Gott dich liebt‎‎, wird er dich auspeitschen‎‎. Es ist zu deinem eigenen Besten.“‎

‎Wie kommt es dann aber, dass Petrus in den vorhergehenden Versen Wörter und Ausdrücke wie »freut euch«, »ihr seid gut dran«, »keine Schande« und »Gott loben« verwendet? Wieso im Namen all dessen, was vernünftig ist, wird von uns erwartet, dass wir bei einer göttlichen Auspeitschung voller Freude werden? Entweder hat Petrus den Bezug zur Realität verloren, oder er hat etwas ganz anderes im Sinn.‎

Auslegung 2: Vertraue Gott‎‎

Der Schlüssel zum Verständnis von 1. Petrus 4,17 ist das Wort »Gericht«. Im griechischen Grundtext ist ‎‎dieses Wort »krima‎‎«, was »Entscheidung« oder »Anordnung« be­deutet. Es ist die Entscheidung eines Richters oder einer Behörde. Ein Urteil kann gut oder schlecht ausfallen, zu deinen Gunsten oder gegen dich, aber im Neuen Testament ist ‎‎»krima«‎‎ normalerwei­se schlecht.‎

‎Wenn Petrus sagt, dass es Zeit für das Gericht an der Gemeinde ist, bezieht er sich höchstwahr­scheinlich auf das Urteil von Nero gegen die Christen. Schaue dir an, wie Petrus dieses Urteil beschreibt:‎

‎V. 12: »die schmerzhaften Prüfungen, die ihr jetzt durchmacht«

V. 13: »im Leiden mit Christus verbunden«

V. 14: »wenn ihr beschimpft werdet, weil ihr zu Christus gehört‎«

V. 16. »Doch es ist keine Schande, dafür zu leiden, dass man Christ ist«

V. 19:  »Wenn ihr also leidet, weil Gott es so will, dann hört nicht auf, Gutes zu tun«

Petrus schrieb in einer Zeit großer Verfolgung. Am Anfang musste sich die neutestamentliche Gemeinde nur wegen der Verfolgung durch religiöse Menschen sorgen. Aber die Situation ist seitdem eskaliert. Jetzt war Rom selbst hinter ihnen her.‎

‎Wegen Nero wurden Christen gefoltert und getötet, weil sie an Jesus glaubten. Paulus war wahrscheinlich tot und Petrus würde bald gekreuzigt werden. Wenn du damals ein Jesusnachfolger warst, war das Martyrium eine echte Zukunftsperspektive.‎

‎Angesichts dieser schrecklichen Verfolgung schrieb Petrus, um eine Perspektive zu geben. Er tat dies, indem er verglich, was mit den Gerechten geschieht (Verfolgung in diesem Leben) mit dem, was mit den Gottlosen geschieht (ewige Verurteilung). Petrus sagt vier Dinge:‎

  1. Sei nicht überrascht, dass du für das Evangelium leidest (4,12). Wenn sie Jesus ver­folgt haben, werden sie dich verfolgen.‎
  2. Auch wenn Verfolgung schmerzhaft ist, freue dich wegen der kommenden Herrlich­keit (4,13). Es tut jetzt weh, aber die Gerechtigkeit kommt.‎
  3. Lass dich nicht von diesen Prüfungen beschämen – es ist eigentlich ein Segen, we­gen Jesus Namen verfolgt zu werden (4,14.16).‎
  4. In Anbetracht dessen sollt ihr nicht weglaufen und euch verstecken (wie ich es einst getan habe), sondern euch eurem treuen Schöpfer anvertrauen und weiterhin Gutes tun (4,19).‎

Sagt Petrus, dass Christen ihre Erlösung verlieren können?‎

‎Überhaupt nicht. In Vers 19 ermutigt er die Gläubigen, sich »ihrem treuen Schöpfer anzuver­trauen und weiterhin Gutes zu tun«. Wer ist treu? Gott ist es! Du machst dir vielleicht Sorgen über Verfolgung, aber du brauchst dir keine Sorgen zu ma­chen, dass Gott dich fallen lässt. Mit den Worten von Spurgeon: „Wenn er dich einmal geliebt hat, wird er dich für immer lieben.“‎

‎Das Anliegen ist nicht, dass Christen ihre Erlösung verlieren könnten, sondern dass sie sich vor Angst im Untergrund verkriechen (3,6.14). Deshalb drängt Petrus sie, weiterhin Gu­tes zu tun, auch angesichts der Verfolgung (4,19).

Petrus wusste aus eigener Erfahrung, wie es war, vor Jesus davonzulaufen, und er wollte nicht, dass seine Leser das tun. Die gute Nachricht von Gottes Gnade wird nicht gehört wer­den, wenn diejenigen, die sie predigen, nicht mutig sind.‎

‎Ein letztes Wort zum »Gericht«

‎‎Jesus sagte zwei Dinge über das Gericht, die hier von Bedeutung sind:‎

Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, (‎‎krino‎‎)… 
Johan­nes 3,17‎
‎Ich bin zum Gericht (‎‎krima‎‎) in diese Welt gekommen, …
Johannes 9,39

Jesus ist nicht gekommen, um die Welt zu richten, doch die Welt wird um Jesus willen gerich­tet werden. Denke daran, dass ein anderes Wort für Gericht »Entscheidung« ist.

Wenn nun Jesus sagte, dass er nicht derjenige ist, der die Entscheidung trifft (‎‎krino‎‎), sondern dass Entscheidungen (‎‎krima‎‎) wegen ihm getroffen werden, wer trifft dann diese Entscheidun­gen? Wir sind es. ‎‎Jeder einzelne von uns antwortet Jesus auf die eine oder andere Weise‎‎.‎

‎Wenn Jesus in Herrlichkeit zurückkehrt, wird er niemanden richten. Er wird einfach diejeni­gen, die ihre Ruhe in ihm gefunden haben, von denen trennen, die ihn ablehnen. Gottes Gnade, die das Heil bringt, ist allen Menschen erschienen, aber nicht alle Men­schen werden ihr Vertrauen in ihn setzen.‎

‎Ich möchte mit drei Fragen für diejenigen schließen, die immer noch denken, dass Gott die Gemeinde richtet / bestraft:‎

Nur ein Gedankenanstoß!



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