Man kann viel über Menschen lernen, indem man ihnen zuhört, wie sie reden.
Menschen, die von Gottes Gnade ergriffen wurden, sprechen über Jesus, Liebe und Glauben. Sie verwenden Worte wie »Gnade«, »Freiheit«, »Ruhe«, »Gerechtigkeit« und »Leben«.
Im Gegensatz dazu sprechen diejenigen, die das schwere Joch einer toten Religion tragen, von Sünde, Schuld und Verpflichtung. Sie verwenden Wörter wie »Pflicht«, »Streben«, »Gebote«, »Urteil« und »Strafe«.
Die Schlüsselwörter von Gnade und Gesetz sind leicht zu erkennen, denn sie sind die Sprachen zweier Gruppen, der alten und der neuen Schöpfung. Ein Glaubender, der seine Identität als Gottes Kind lebt, ist leicht zu erkennen, weil er nicht wie ein Sklave der Sünde spricht. Er hat gelernt, die neue Sprache der neuen Schöpfung zu sprechen.
Umso merkwürdiger ist es, dass Paulus, der Apostel der Gnade, Folgendes sagte:
Für diejenigen von uns, die die Sprache der Gnade sprechen, ist dies eine befremdliche Aussage. »Wir sind verpflichtet.« Welche Verpflichtung? Manche Bibelübersetzungen sagen: »Wir sind Schuldner.« Welche Schuld?
Wie kann der Mann, der in Römer 13 sagte: »Seid niemandem etwas schuldig«, in Römer 8 von Schulden und Verpflichtungen sprechen? Wenn Vergebung die Streichung von Schulden bedeutet, welche Schuld bleibt dann bestehen?
Wie wir sehen werden, sagt Paulus etwas Gutes und Inspirierendes. Doch zunächst wollen wir uns ansehen, wie manche diesen Vers missbrauchen, um tote Werke zu propagieren:
Das hört sich wahr an, denn Paulus spricht im nächsten Vers davon, die »Taten des Leibes« zu töten. Aber es ist völlig falsch in dem Sinne, dass einen die Vorstellung fesselt, dass du Gott etwas schuldest, das du ihm durch ein anständiges Leben zurückzahlen kannst.
Im System der Gnade gibt es keine Schulden, die zurückgezahlt werden müssen, und man ist nicht verpflichtet, Gott für seine Güte zu vergelten (als ob man das könnte).
In diesem Vers, der von einer Verpflichtung spricht, ruft uns Paulus dazu auf, in dem neuen Leben zu wandeln, das Gott uns gegeben hat. Wie ein Vogel fliegen und ein Fisch schwimmen muss, so sind Gottes Kinder berufen, als Gottes Kinder zu leuchten (siehe Vers 14). Du warst ein armer Schlucker, aber jetzt bist du ein Prinz, also verhalte dich auch so. Diejenigen, die in Jesus sind, sind königlich. Also regiere.
Schaue nicht mit einem Gefühl der Pflicht oder aus Nostalgie auf dein altes Leben. Dahinten gibt es nichts mehr für dich. Deine einzige »Verpflichtung« besteht darin, die Freiheit anzunehmen, die Jesus für dich erworben hat.
Siehst du, worauf es ankommt? Paulus hält uns keine Schuld vor; er ruft uns dazu auf, das Leben zu leben, das wir in Jesus haben.
Aber Moment mal. Dies ist nicht das einzige Mal, dass Paulus über Verpflichtung spricht:
Hier ist ein weiterer Vers, der missbraucht werden kann, um für nutzlose Werke zu werben: »Sieh, was Jesus für dich getan hat. Was wirst du für ihn tun?«
Unser religiöses Fleisch liebt solche Worte. »Ich würde alles für dich tun, Herr.« Aber falle darauf herein, und du wirst aus der Gnade fallen. Du gerätst unter das Urteil des Gesetzes. »Wer nicht mindestens einmal pro Woche mit einer Person über den Glauben spricht, ist kein wahrer Christ.«
Igitt. Wenn wir so etwas hören, müssen wir uns daran erinnern, dass wir NICHT den fleischlichen Begierden verpflichtet sind – insbesondere nicht dem religiösen Fleisch.
Warum fühlte sich Paulus verpflichtet, den Griechen und Barbaren das Evangelium zu verkünden? Aus demselben Grund, aus dem Eltern sich verpflichtet fühlen, ihre Kinder zu erziehen, oder Ehepartner sich verpflichtet fühlen, füreinander zu sorgen. Sie können nicht anders. Sie werden von Liebe angetrieben, und es ist ihnen eine große Freude, zu dienen.
Gott verlangte oder erwartete von Paulus nicht, das Evangelium zu predigen, denn Gnade ist bedingungslos. Es war Jesus’ Liebe, die Paulus antrieb, anderen die »Gute Nachricht« zu bringen. Es war ihm gleichgültig, ob er zu zivilisierten Griechen oder ungebildeten Barbaren, zu Geistesgrößen oder einfachen Landbewohnern predigte. Er wollte einfach nur, dass die Menschen erfahren, dass Gott sie liebt.
Es ist wieder einmal dasselbe wie mit dem Vogel und dem Fisch. Wir, Gottes Kinder, tun, was wir tun, weil wir Gottes Kinder sind. Wir jagen nicht der Sünde hinterher (das liegt nicht in unserer Natur), sondern wir leuchten mit des Vaters Liebe, (denn das ist in unserer Natur). Als neue Geschöpfe haben wir neue Triebe, neue Wünsche, neue Träume.
So komm zur Ruhe, entspanne dich, atme tief durch. Du hast keine Schulden zu begleichen und keine Verpflichtungen zu erfüllen. Es wird nicht von dir erwartet, dass du ein zweiter Paulus bist oder dies oder jenes tust. Es bietet sich dir lediglich die wunderbare Gelegenheit, deine gottgegebenen Gaben einzusetzen und in Jesus ganz du selbst zu sein.
Wenn du in Jesus ruhst und dich in der Liebe deines Vaters sonnst, wirst du im Licht seiner Herrlichkeit erstrahlen. Das ist einfach so.
