Israel ist wieder in den Nachrichten. Der endlose Kreislauf der Gewalt im Nahen Osten lässt uns fragen: „Wann wird das alles endlich ein Ende haben?“ Daher ist es verständlich, dass manche Trost in diesem Vers finden:
Das ist doch eine bemerkenswerte Zusage, angesichts der Gleichgültigkeit, die Israel Jesus entgegenbringt.
Die Nachkommen Abrahams waren sehr bevorzugt. Sie hatten Gottes Verheißungen, das Gesetz und die Propheten. Sie besaßen alle alttestamentlichen Zeichen, die auf den kommenden Messias hinwiesen. Doch als Jesus kam, verwarfen sie ihn und schnitten sich selbst von Gottes Gunst ab.
Dass Israels Jesus ablehnte, brach Paulus das Herz:
Das untreue Volk Israel trennte sich durch seinen Unglauben von Gott (Römer 11,20). Doch gab es Hoffnung, dass das Volk eines Tages gerettet wird? Das hängt von deinem Verständnis von »ganz Israel« ab. Meint Paulus die Nation Israel, das Volk Israel oder das geistliche Israel? Diese Frage wird seit Jahrhunderten diskutiert. Hier eine Zusammenfassung der verschiedenen Standpunkte:
Einigen zufolge bedeutet »ganz Israel« die Nation Israel – Abrahams biologische Nachkommen –, denn von ihnen hat Paulus in den vorhergehenden Versen gesprochen.
Die Nation Israel hatte Jesus abgelehnt, also muss letztendlich die Nation Israel gerettet werden.
Aber wenn letztendlich ganz Israel gerettet wird, warum sollte Paulus mit ihnen die Plätze tauschen wollen? Warum sollte er sein Heil für diejenigen aufgeben, die ohnehin gerettet werden?
Irgendwas passt da nicht zusammen.
Manche glauben, Paulus habe auf eine zukünftige Wiederherstellung des Staates Israel und die darauffolgende unmittelbare Wiederkunft des Herrn angespielt. Nun, der Staat Israel wurde 1948 wiederhergestellt, und Jesus ist noch nicht wiedergekommen.
Ich bin alt genug, um mich daran zu erinnern, dass die Leute sagten, der Herr würde innerhalb einer Generation nach der Wiederherstellung Israels wiederkommen – also bis 1988. Das kann man der langen Liste falscher Endzeitprophezeiungen hinzufügen.
Oder vielleicht kehrt der Herr zuerst zurück und dann wird das Volk Israel wiederhergestellt. Möglich. Ich gehe davon aus, dass wir uns, wenn der König wiederkehrt und alle Reiche dieser Welt Teil seines Reiches werden (Offenbarung 11,15), nicht mehr allzu sehr darum kümmern werden, was mit einzelnen Nationalstaaten geschieht.
Ein Universalist deutet Paulus’ Verheißung als Hinweis auf die allgemeine Erlösung. »Ganz Israel« bedeutet demnach alle Araber, alle Syrer, alle Iraner und alle anderen, die gerettet werden müssen, denn alles andere wäre ungerecht. Aber noch einmal Paulus: Wenn alle gerettet werden sollen, warum sollte er dann seine eigene Rettung dafür eintauschen?
Wie immer ist der Textzusammenhang entscheidend. Im mittleren Bereich des Römerbriefs, in den Kapiteln 9–11, macht Paulus keine prophetischen Aussagen über Israels Zukunft; er sagt, dass Gottes Verheißungen an Abraham nach wie vor gültig sind.
Oberflächlich betrachtet mag es scheinen, als hätten sich Gottes Verheißungen der Befreiung und des Segens nicht erfüllt. Jesus war gekommen und gegangen, doch Israel wurde weiterhin von seinen Feinden unterdrückt.
Paulus argumentiert jedoch im gesamten Römerbrief, dass Gottes Wort eingetroffen ist und seine Bundesverheißungen sich im geistigen Israel erfüllt haben.
Ein wahrer Israelit, so Paulus, ist jemand, der Abrahams Vertrauen teilt und im Inneren vom Heiligen Geist beschnitten wurde (Römer 2,28–29; 4,11–12). Ein wahrer Israelit glaubt, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat (Römer 4,24).
In Römer 11 verwendet Paulus das Gleichnis eines Ölbaums. Es ist ein Baum mit jüdischen Wurzeln (Römer 11,17–18) und Zweigen aus vielen Völkern. Einige der ursprünglichen Zweige waren herausgebrochen (die ungläubigen Nachkommen Abrahams), und Zweige aus »wilden« Bäumen waren eingepfropft worden (heidnische Gläubige).
Der Baum symbolisiert Gottes multikulturelle Familie, die sich aus jüdischen und nichtjüdischen Gläubigen zusammensetzt.
Alles, was Abraham und seinen Nachkommen verheißen worden ist, erfüllt sich in Gottes neu geschaffener Familie.
Es gibt tatsächlich Hoffnung für das Volk Israel, und es ist dieselbe Hoffnung, die Gott uns allen schenkt. Diese Hoffnung auf Rettung wird wahr durch Jesus, dem Erlöser aus Zion, der all unsere Sünden auf sich nahm.
In Jesus bist du Teil von Gottes Israel, und in ihm wirst du geliebt, angenommen, dir wird vergeben und du bist wahrhaftig errettet.
