Quelle: https://escapetoreality.org/2014/01/30/wrath-of-god-upon-them-1-thessalonians-2v16/
In unserer kleinen Reihe über Gottes Zorn gibt es eine wichtige Schriftstelle, die wir uns noch nicht angesehen haben. Es ist diese:
Denn, Brüder und Schwestern, ihr seid dem Beispiel der Gemeinden Gottes in Judäa gefolgt, die in Christus Jesus sind. Ihr habt von euren Mitbürgern das Gleiche erlitten wie jene von den Juden. Diese haben Jesus, den Herrn, und die Propheten getötet; auch uns haben sie verfolgt. Sie missfallen Gott und sind Feinde aller Menschen; sie hindern uns daran, den Heiden das Evangelium zu verkünden und ihnen so das Heil zu bringen. Dadurch machen sie unablässig das Maß ihrer Sünden voll. Aber der ganze Zorn ist schon über sie gekommen.
1. Thessalonicher 2,14-16; Einheitsübersetzung 2016
Was sagt Paulus hier? Und was ist der Zorn von Gott, der schon über die Juden gekommen ist?
Die traditionelle Antwort lautet: Paulus bezieht sich auf Jerusalems Zerstörung durch die Römer, die im Jahr 70 n. Chr. stattgefunden hat. Der Kommentator Matthew Henry schrieb im 17. Jahrhundert, dass durch die Hinrichtung von Jesus und die Behinderung des Evangeliums „die Juden das Maß ihrer Sünden vollmachte … Nicht viele Jahre danach wurde Jerusalem zerstört und die jüdische Nation von den Römern ausgerottet.“
Laut Herrn Henry waren die Römer Gottes Werkzeuge des Zorns. Sie waren das Mittel, mit dem Gott mit den „angehäuften Sünden“ der Juden fertig wurde.
Ich bin anderer Meinung. Es gibt und gab immer nur ein Mittel, um mit unseren angehäuften Sünden fertig zu werden, und das sind nicht mörderische römische Legionen – es ist das Kreuz!
Römische Rache oder Gottes Gnade?
Wie wir bisher gesehen haben, wurde Gottes Zorn am Kreuz über alle Sünden ausgegossen. Jerusalem wurde nicht als eine Art göttliche Vergeltung für die Ermordung von Jesus zerstört. Jerusalem wurde zerstört, weil die Juden das ablehnten, was uns Frieden bringt. Sie verschmähten den Friedensfürsten, zerrten am Schwanz des römischen Tigers und ernteten römische Folgen.
Warum ist das wichtig? Wenn Gott die Römer benutzte, um die Juden zu bestrafen, dann könnte Gott die Römer benutzen, um dich zu bestrafen. In der Tat denken viele Menschen, dass es genau das ist, was Gott tut. Er schickt Stürme, um Amerika für seine Sünden zu züchtigen. Er erlaubt Waffennarren, in Schulen um sich zu schießen, und Terroristen, Kinder in die Luft zu sprengen, weil er ein Gott der Gerechtigkeit ist, der Sünde nicht duldet.
Es ist, als wäre Jesus nie gekommen.
(Randbemerkung: Ein Erdbeben hat meine Heimatstadt dem Erdboden gleichgemacht, und Jahre später erzählen fehlgeleitete „Propheten“ den Menschen immer noch, dass Gott es getan hat. Hier ist meine Antwort auf diesen Unsinn: »https://escapetoreality.org/2011/02/22/the-christchurch-earthquake-4-questions-christians-can-answer/«)
Ja, Paulus sagte, die Juden hätten Jesus getötet, aber er sagte auch:
Ja, ich wünschte selbst verflucht zu sein, von Christus getrennt, um meiner Brüder willen, die der Abstammung nach mit mir verbunden sind.
Römer 9,3; Einheitsübersetzung 2016
Paulus wollte keine Rache an den Juden – er wollte Gnade für sie! So auch Gott.
Warum sagt Paulus also, dass Gottes Zorn schon über sie gekommen ist?
Kurze Antwort: Weil sie bald tot sein werden und wenn du tot bist, ist es zu spät, um vor dem kommenden Zorn gerettet zu werden.
Die zwei Gewissheiten des Lebens
Wie wir an anderer Stelle gesehen haben, bezieht sich der Ausdruck »der zukünftige Zorn« auf Gottes endgültigen Reinigungsakt, wenn er ein für allemal die Dinge entfernt, die seinem guten Charakter zuwiderlaufen. Mit anderen Worten: Der Tag des Jüngsten Gerichts.
Die Menschen sind dazu bestimmt, einmal zu sterben und danach vor Gericht (krisis) gestellt zu werden (Römer 9,27).
Zwei Dinge im Leben sind sicher: Tod und Krisis. Krisis bedeutet wörtlich übersetzt »Entscheidung« oder »Urteil.« Es ist die Antwort auf die Frage: Was hast du gewählt? Hast du dich für das Leben entschieden, das Jesus dir freiwillig anbietet, oder hast du es verschmäht? Hast du dich für seine Gnade oder für deine eigenen Verdienste entschieden? Hast du dich entschieden, Adam (Selbstvertrauen) oder Jesus (Vertrauen in Gott) zu folgen?
Jeder erlebt einem Tag des Gerichts, aber für diejenigen, die in Jesus sind, liegt dieses Gericht in der Vergangenheit. Jesus sagte: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht“ (Johannes 5,24). Die Person, die du warst, ist mit Jesus am Kreuz gestorben und in ihm bist du für alle Zeiten als gerecht beurteilt worden. Aber für diejenigen, die Jesus Wort hören und ablehnen, bleibt ein Gericht in der Zukunft. Das endgültige Ergebnis steht noch nicht fest.
Die Aussagen über Sterben und Gericht stammen aus dem Hebräerbrief. Dieser Brief war an Juden gerichtet, von denen einige sich entschieden hatten, sich von Gottes Gnade zu lösen, indem sie Jesus ablehnten. Zu dieser Gruppe sagt der Schreiber des Hebräerbriefes, dass der Tag des Jüngsten Gerichts noch bevorsteht.
(Das ist an sich schon Gnade und Barmherzigkeit – es ist noch Zeit, das Leben zu ergreifen, und der Schreiber des Hebräerbriefes ermahnt sie immer wieder, dies zu tun. Aber er kann es auch einsehen, dass denen, die das himmlische Geschenk gekostet und ausgespuckt haben, mehr Zeit auch nicht helfen kann. Sie haben sich entschieden.)
Die beiden Tragödien
Wenn du dir bewusst wirst, dass das Gericht auf den Tod folgt, wirst du es schätzen, dass Paulus nicht nur eine, sondern zwei unmittelbar bevorstehende Tragödien beschreibt. Die erste Tragödie ist, dass die Juden auf Kollisionskurs mit der römischen Brutalität sind. Ihre Verabredung mit dem Tod rückt immer näher. Paulus sagt: „Die Juden sind allen Menschen feindlich gesinnt – sie waren Jesus feindlich gesinnt (er hat ihnen vergeben), sie sind uns feindlich gesinnt (mein Herzenswunsch ist, dass sie noch gerettet werden) und sie sind feindselig gegenüber den Römern (die nicht so nett zu ihnen sein werden).“ Jesus wird ihnen ihre Sünden nicht heimzahlen, und Paulus wird es auch nicht tun. Aber die Römer werden es sicherlich tun, und zwar in Hülle und Fülle.
Obwohl Jerusalems Belagerung noch etwa 20 Jahre in der Zukunft liegt, kann Paulus sie kommen sehen. (Das konnte Jesus auch – siehe Lukas 19,41-44). Er wusste, dass sie eines Tages Ärger für ihre Feindseligkeit ernten würden, und im Jahr 70 n. Chr. geschah das. Das ist die erste Tragödie.
Die zweite und größere Tragödie ist, dass die Juden nach ihrem Tod die Konsequenzen ihrer Entscheidung, Christus zu verschmähen, ernten werden. Sie werden ihren Krisis-Tag haben (siehe Hebräer 10,26). Und das ist der Grund, warum Paulus sagt, dass Gottes Zorn schon oder »in vollem Ausmaß« über sie gekommen ist. Die religiösen Juden waren so konsequent stur („sie haben den Herrn Jesus getötet und die Propheten, sie haben uns verfolgt“), und ihr Tod ist jetzt so nah, dass das endgültige Urteil so gut wie in Ordnung ist. Paulus sagt nicht: „Gott hat die Juden satt.“ Er sagt: „Diese sturen Kerle sind so in ihrem Kurs festgelegt, dass ihr endgültiges Ende offensichtlich und so gut wie unvermeidlich ist.“ Diejenigen, die das Geschenk des ewigen Lebens zurückweisen, ernten einen zweiten Tod, so sicher wie die Nacht dem Tag folgt.
„Das ist ein bisschen hart. Normalerweise mag ich deine Artikel, Paul, aber dieser hier ist überhaupt keine gute Nachricht.“
Dem stimme ich zu. Es ist herzzerreißend, vor allem, wenn man bedenkt, was diese Juden erlebt haben. Viele von ihnen waren Jesus persönlich begegnet. Sie hatten gesehen, wie er Kranke heilte und Tote auferweckte. Sie hatten das Evangelium direkt aus seinem Mund gehört. Doch sie hassten es, und sie hassten ihn.
Die religiösen Juden waren nicht unwissend
Die religiösen Juden hatten die Entscheidung getroffen, im Dunkeln zu bleiben. Sie widersetzten sich Jesus und dann den Aposteln. Sie werden gesehen haben, wie ihre Freunde auf die Botschaft der Gnade mit Freude und Dankbarkeit reagierten, aber sie selbst blieben stur und feindselig. Als der berühmte Pharisäer Paulus nach Jerusalem kam und die gute Botschaft in einer Sprache verkündete, die sie verstanden, verschworen sie sich, ihn zu töten.
Unglaube ist harte Arbeit. Man muss sich mit religiösem Eifer einsetzen, und tragischerweise haben die Juden das getan. Sie verhärteten ihre Herzen für die frohe Botschaft der Gnade und machten sich die Politik der Gewalt zu eigen.
Sie sagten: „Wir wollen dein Reich nicht, Herr, wir wollen lieber unser eigenes machen. Behalte dein Evangelium des Friedens, wir ziehen das Schwert vor.“ Sie setzten auf ihren eigenen Kurs und ernteten den Sturm.
Trotzdem hatten sie viel Zeit, ihre Meinung zu ändern. Die Römer ließen lange auf sich warten. Nach dem Kreuz hatten die Juden noch 40 Jahre Zeit, um die Dinge anzunehmen, die ihnen Frieden gebracht hätten. Einige taten es, und sie entkamen den Römern und wurden vor dem kommenden Zorn gerettet. Aber viele Juden zogen die fatale Wahl vor.
Es war eine Tragödie, die sich schon lange anbahnte, und Paul hatte einen Platz in der ersten Reihe. Er wusste, dass es für die religiösen Juden schlecht enden würde, und er riskierte sein Leben in der Hoffnung, dass er das Ergebnis ändern könnte. Leider behandelten ihn die Juden genauso wie Jesus. Das brach Paulus das Herz. Als er das Ende des jüdischen Volkes herannahen sah, sagte er unter Tränen: „Gottes Zorn ist endgültig über sie gekommen.“
Was nehmen wir daraus mit?
Wenn wir keine Liebe empfangen, werden wir nicht wirklich leben, denn ein Leben ohne Liebe ist überhaupt kein Leben. Wir mögen unser Leben mit Politik, Wirtschaft oder Religion füllen, aber wir tun dies auf Kosten unseres wahren Selbst. Wir wurden geboren, um geliebt zu werden und Liebe zurückzugeben. Der höchste Ausdruck der Liebe findet sich in Jesus Christus. Er allein befriedigt unser tiefstes Bedürfnis nach Liebe, Identität und Zugehörigkeit. Seine Liebe zu verachten bedeutet, das Leben selbst zu verachten.
Das ist es, was die religiösen Juden taten. In ihrem hartherzigen Widerstand gegen die gute Nachricht von Gottes Liebe und Gnade trafen sie die fatale Entscheidung, das selbstgemachte Leben zu führen, das überhaupt kein Leben ist. Lebe auf diese Weise – lehne alles ab, was wirklich gut und wahrhaft lebendig ist – und am Ende bleibt nichts übrig.
Die gute Nachricht ist, dass die tödliche Entscheidung schwieriger zu treffen ist. Wir sind alle für die Liebe geschaffen. Wir brauchen sie wie Luft. Wir sind fest verdrahtet, um auf Gottes Gnade zu reagieren. Es macht keinen Unterschied, ob du gut oder böse, aufrichtig oder stockkonservativ warst, Jesus zieht uns alle zu sich (Johannes 13,32).
NACHTRAG: Etwa eine Woche nach der Veröffentlichung dieses Beitrags machte mich ein Leser auf eine interessante Tatsache aufmerksam. Der Zusatz „von Gott“ {kommt in einigen deutschen Übersetzungen vor} ist im griechischen Original nicht enthalten. Er wurde von Übersetzern hinzugefügt. Die eigentlichen Worte des Paulus lauten: „Der Zorn ist endgültig über sie gekommen.“ Das wirft die Frage auf: Auf wessen Zorn bezieht sich Paulus? Gottes Zorn oder römischen Zorn? Es scheint mir, dass beide Optionen uns viel Raum lassen, an der traditionellen Interpretation zu zweifeln, dass Gott die Juden bestraft hat. Wenn es Gottes Zorn war, siehe meine Erklärung oben. Wenn es römischer Zorn war, bedarf es keiner Erklärung. (Mit Dank an Adrian Clark.)